20.08.1904 - 120 Jahre Schlacht vor Korsakow
Heute vor 120 Jahren, am 20. August 1904, stellte der japanischen Geschützte Kreuzer Tsushima den russischen Geschützten Kreuzer Nowik bei Korsakow auf der Insel Sachalin (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Am 10. August hatte die russische Flotte den Ausbruch aus Port Arthur versucht, war aber von der japanischen Flotte in der Seeschlacht im Gelben Meer zurück geschlagen worden. Ein Teil der russischen Schiffe war aber in der Schlacht von der Hauptflotte getrennt worden. Die meisten liefen neutrale Häfen an, in denen sie interniert wurden. Die Nowik versuchte aber das ursprüngliche Ziel der russischen Flotte, den Hafen von Wladiwostok, zu erreichen. Sie war mit einigen anderen russischen Schiffen nach Tsingtau gefahren, lief aber wieder aus bevor sie interniert werden konnte. Sie passierte danach Japan auf der pazifischen Seite, musste aber in Korsakow einlaufen, um Kohlen aufzunehmen. Dort wurde sie von der Tsushima gestellt und so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr auslaufen konnte. Als noch der japanischen Kreuzer Chitose eintraf, wurde die Nowik selbst versenkt (und später gehoben und als Suzuya in Dienst der Japanischen Marine gestellt).
Das Original
Der japanische Geschützte Kreuzer Tsushima (対馬) war eines von zwei 1901-04 gebauten Schiffen, die aus der Suma-Klasse entwickelt wurde. Tsushima und ihr Schwesterschiff Niitaka bildete die zweite Klasse von Geschützten Kreuzern, die in Japan entworfen und gebaut worden waren. Im Vergleich zur Suma-Klasse war die Klasse seetüchtiger, u.a. da die Stabilität verbessert worden war. Bei der Hauptbewaffnung ging man auf einen einheitlichen Kaliber, 15,2 cm, statt der Mischung aus 15,2-cm- und 12-cm-Geschützte der Vorgänger-Klasse über. Auch die Torpedobootabwehrbatterie wurde von 4,7 cm auf 7,6 cm verstärkt. Tsushima war als Aufklärer für die Flotte gedacht.
Tsushima war 102,0 m über die Loten lang, 13,4 m breit und verdrängte 3366 t. Der Antrieb erfolgte über 16 Kessel und zwei Verbunddampfmaschinen und leistete 9500 PS, womit 20 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 320 Mann.
Bewaffnung
6 x 15,2 cm L/40
10 x 7,62 L/40 12-Pfünder
4 x 4,7 cm 3-Pfünder
Die Tsushima wurde 1901-04 von der Marinewerft Kure gebaut. Sie kam im Russisch-Japanischen Krieg zum Einsatz. Am 15. Juni 1904 sichtete sie die russischen Panzerkreuzer Rossia, Rurik und Gromoboi und versuchte Verstärkung heranzuführen. Dies gelang ihr nicht und die russischen Panzerkreuzer versenkten die japanischen Truppentransporter Izumi Maru und Hitachi Maru sowie beschädigten die Sadu Maru schwer, wobei 1334 Japaner starben und 112 verwundet wurden. Nach der Schlacht im Gelben Meer gelang es der Tsushima am 20. August den russischen Kreuzer Geschützten Nowik vor Korsakow (Sachalin) aufzuspüren. Im folgenden Gefecht beschädigte die Tsushima die Nowik so schwer, dass diese in den Hafen von Korsakow floh und sich dort selbst versenkte, als auch noch der Geschützte Kreuzer Chitose eintraf. Die Tsushima erhielt dabei ebenfalls zwei Treffer. Nach dem Gefecht von Korsakow kämpfte die Tsushima am 27. Mai 1905 in der Schlacht von Tsushima. Sie bildete zusammen mit den Kreuzern Naniwa, Takachiho und Akashi die IV. Division. Mit dieser war sie an der Versenkung des bereits schwer beschädigten Schlachtschiff Knjas Suworow beteiligt. Bei einem Angriff auf die russischen Transporter kam kam es zu einem längeren Artillerieduell mit dem russischen Kreuzern Oleg und Aurora, Dimitri Donskoj und Wladimir Monomach. Am nächsten Tag stellte sie mit anderen Schiffen das verbliebene russische Geschwader und zwang es zur Aufgabe. Dazu gehörte sie zu dem Verband, der den russischen Panzerkreuzer Dimitri Donskoj aufspürte und ihn zur Selbstversenkung zwang. Tsushima selbst wurde zwei Mal getroffen, wodurch vier Mann getötet und 16 verwundet wurden.
Im Ersten Weltkrieg war die Tsushima 1914 zusammen mit den Panzerkreuzern Kurama und Ikoma und den Leichten Kreuzern Chikuma und Yahagi, als Erstes Südliches Expeditionsgeschwader, auf der Jagd nach deutschen Handelsstörern des Ostasiengeschwaders beteiligt. Im Februar 1915 half sie zusammen mit ihrem Schwesterschiff Niitaka und dem Geschützten Kreuzer Otawa sowie mit dem französischen Panzerkreuzer Montcalm und dem russischen Hilfskreuzer Orel britischen Truppen, die Meuterei indischer Truppen in Singapur niederzuschlagen. Ab Mitte 1915 war Tsushima in Kapstadt stationiert, um die Seewege gegen deutsche Handelsstörer zu sichern.
Nach dem Krieg war die Tsushima an der japanischen Intervention in Russland gegen die Truppen der Roten Armee beteiligt und sicherte die Landung japanischer Truppen in Wladiwostok. 1921 wurden sie zum Küstenpanzerschiff 2. Klasse klassifiziert und danach meist in China eingesetzt. Ab 1930 wurde sie nur noch als Schulschiff verwendet, ab 1936 wurde sie als stationäres Hulk Hai Kan No. 10 in Yokosuka verwendet. Über das Schicksal des Schiffs gibt es verschiedene Angaben, u.a. das es 1944 von US-amerikanischen Flugzeugen oder als Übungsziel für Torpedos versenkt wurde.
Das Modell
Das Modell des japanischen Geschützten Kreuzers Tsushima baute ich aus dem Bausatz von Kombrig (Bausatzbesprechung). Ich wollte den Zustand von 1904 darstellen. Wenn man das Modell laut Anleitung baut, stellt man einen Zustand im Ersten Weltkrieg mit einem zusätzlichen Entfernungsmesser auf einer Plattform hinter der Brücke dar. Man findet auch mit 1905 datierte Fotos mit der Plattform, allerdings nicht in japanischen Quellen. Der Bausatz enthält aber auch eine frühe Form der Brücke, die ich verwendete und entsprechend die Plattform mit dem Entfernungsmesser wegließ. Da bei einigen der 7,6-cm-Geschütze die Rohre abgebrochen waren, ersetzte ich diese durch Metallstäbe. Aus dem gleichen Material ergänzte ich die Rohre der beiden Geschütze in der Poop. Die 7,6-cm-Geschütze mittschiffs brachte ich etwas tiefer an. Für die meisten Plattformen verwendete ich Plastikplatten, um nicht die Resinteile dünn schleifen zu müssen. Am vorderen Schornstein ergänzte ich noch ein Dampffohr auf der Vorderseite. Merkwürdigerweise fehlten die Spille der Ankerwinden, die ich aus Plastikstäben machte. Die Ankerketten sind Fotoätzteile von BJ-Modellbau. Die Takelung erfolgte mit schwarzen 20-Denier-Faden von UNI Caenis, der mit einem Heißwachsspachtelgerät (also mit Hitze) gespannt wurde.
Die Bemalung erfolgte mit Acrylfarben von Vallejo Model Color. Für den Tarnanstrich benutze ich 161 (836) Londongrau, für die Decks 110 (986) Achatgrau), für die Innenseiten der Lüfter 28 (909) Verkehrsrot und für die Persenning 159 (991) Staubgrau.
Links die Tsushima im Vergleich mit dem älteren Geschützten Kreuzer Naniwa (1885), in der Mitte mit dem im Zweiten Weltkrieg versenkten Leichten Kreuzer Jintsu (1925) und rechts mit einem Schiff aus dem Kalten Krieg, dem Lenkwaffenzerstörer Sawakaze (1983).
Quellen
- Tsushima (Schiff, 1902) (Wikipedia)
- Russo-Japanese Naval War 1905, Vol 1 von Piotr Olender, Petersfield, 2009
- Russo-Japanese Naval War 1904-1905, Vol 2, Battle of Tsushima von Piotr Olender, Petersfield, 2010
- Japanese Cruisers, Ships of the World 1991, No.441
- Japanese warship photograph collection von Takagi Hiroshi, 2008 (Besprechung)
- Cruisers: Selected Photos from the Archives of the Kure Maritime Museum, the Best from the Collection of Shizuo Fukui's Photos of Japanese Warships (The Japanese Naval Warship Photo Album) von Kazushige Todaka (Herausgeber), Annapolis, 2020
- Warships of the Imperial Japanese Navy, 1869-1945 von Hansgeorg Jentschura, Dieter Jung und Peter Mickel, London, 1977 (Besprechung der deutschen Ausgabe)
- Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
Lars