Das Original
Trident, übersetzt Dreizack, dem Zepter und die Waffe des Meeresgottes Poseidon aus der griechischen Mythologie, sollte die Beherrschung der Meere symbolisieren. Sie wurde im April 1870 in Toulon auf Kiel gelegt und im November 1876 vom Stapel gelassen und gehörte zur Colbert-Klasse, der Klasse, die nach den Namen ihres Schwesterschiff benannt wurde.
Die Trident war eines der letzten großen Schiffe, das einem vollständig aus Holz gebauten Rumpf besaß. Sie erhielt eine durchgehende Wasserlinienpanzerung aus Schmiedeeisen mit einer Stärke von 220 mm mittschiffs, die sich zum Heck hin auf 180 mm verjüngte. Im späten 19. Jahrhundert wurden französische Fregatten in der Übergangsphase vom Segelschiff zum modernen Dampfschiff gebaut, oft mit Mischantrieb. Die Schiffe der Colbert-Klasse waren dreimastig getakelt und hatten eine Segelfläche von rund 2.100 Quadratmetern. Zusätzlich verfügten sie über eine einzelne Wolf-Dreizylinder-Verbunddampfmaschine und wurde von acht Kesseln angetrieben. Damit erzielten sie eine Leistung von 4700 PS und erreichten eine Geschwindigkeit von 14,18–14,47 Knoten. Mit einem maximalen Kohlevorrat von 620 Tonnen wurde eine Reichweite von etwa 3.300 Seemeilen bei einer Geschwindigkeit von 10 Knoten ermöglicht.
Die Trident verfügte über zwei 274-mm-Geschütze in Barbetten auf dem Oberdeck, ein weiteres Geschütz an den vorderen Ecken der Batterie sowie sechs zusätzliche Geschütze auf dem Batteriedeck unterhalb der Barbetten. Ein 240-mm-Geschütz war im Vorschiff als Begleitgeschütz montiert. Die Sekundärbewaffnung des Schiffs bestand aus sechs 138-mm-Geschützen, vier vor der Batterie und zwei achtern. Diese beiden letztgenannten Geschütze wurden 1878 durch ein weiteres 240-mm-Geschütz als Heckjäger ersetzt. Das Schiff führte außerdem vier 356-mm-Torpedorohre über Wasser mit. Das Schiff erhielt im Laufe der Zeit vierzehn bis achtzehn 37-mm-Hotchkiss-Fünfrohr-Revolverkanonen. Diese verschossen etwa 500 g schwere Granaten mit einer Reichweite von etwa 3.200 Metern. Sie hatten eine Feuerrate von etwa 30 Schuss pro Minute.
Das Modell
Die französischen Schiffe aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert haben es mir angetan. Als Kombrig die Trident ankündigte, konnte ich es kaum erwarten den Bausatz in den Händen zu halten und mit dem Bau zu beginnen. Heute, nach fast zwei Jahren Bauzeit, bin ich froh, dass das Modell endlich in der Vitrine steht und dass ich mich beruhigt wieder mit einem anderen Modell beschäftigen kann.
Der Grund für die lange Bauzeit liegt nicht nur an der Komplexität des Bausatzes, sondern auch an den vielen Pleiten, Pech und Pannen die mir widerfahren sind. Immer wenn man etwas besonders perfekt bauen will, passieren Dinge, die man nicht einkalkuliert hat. Angefangen bei der Wasserbasis, die ich diesmal mit Hochglanz versehen wollte und die ich nicht blasenfrei bekam, über die Airbrush die versagte, bis hin zur Farbe die sich auf einmal nicht mit dem Verdünner vertrug und ganz am Ende der seidenmatte Schlusslack, der das ganze Modell mit einem feinen „Spinnennetz“ überzog (für das Piratenschiff aus dem Film „Fluch der Karibik“ bestens geeignet).
Der Bausatz von Kombrig zeichnet sich durch die hervorragende Gussqualität aus. Auch die kleinsten Bauteile, wie die Scheinwerfer und Lüfter sind sehr detailliert und sehr sauber gegossen. Hervorzuheben sind auch die Beiboote, deren Qualität, wie ich finde, unübertroffen sind. Zu den beigelegten Ätzteilen habe ich ein zwiespältiges Verhältnis. Für manche Bauteile ist das Material etwas zu dünn und es ist sehr schwer die Details sauber zu kleben. Das Betrifft vor allen Dingen die Davids, die Fensterläden und die Stückpforten sowie die beiden Abgänge an den Seiten nahe dem Heck. So schön die Ätzteil-Details auch sind, manchmal wünschte ich mir etwas robustere, einfachere Bauteile, auch wenn sie nicht ganz so fein ausgeführt sind.
Eine Herausforderung bei Schiffen mit voller Takelage sind immer die Masten, Rahen und Segel. Wie üblich entstanden die Masten und Rahen aus unterschiedlichen Messingstäben. Die Längen- und Durchmesserangaben in der Bauanleitung sind dabei eine große Hilfe. Die Rahen habe ich mit einer Minibohrmaschine und Sandpapier an den Enden konisch geschliffen.
Die Segel wollte ich diesmal eingeholt darstellen. Bei der Recherche über die Schiffe der Colbert-Klasse sind mir einige Fotos aufgefallen, von Schiffen die im Hafen liegen und bei denen die Rahen merkwürdig schräg gestellt waren. Das fand ich sehr ungewöhnlich und nachahmenswert. Ich fand heraus,dass die diagonal gestellten Rahen an den Masten ein traditionelles Zeichen der Trauer in der Seefahrt sind. In diesem Fall zu Ehren des an Cholera verstorbenen Admiral Colbert (September 1885).
Die eingerollten Segel wollte ich mit Weißleim nachbilden, was mir nicht gelungen ist. Letztendlich habe ich sie mit sehr dünnen Holzleisten nachgebildet, die ich in Form geschliffen, lackiert und an die Rahen geklebt habe.
Für die Nachbildungen der Segelbefestigung an den Rahen habe ich verdrillte Litze genommen. Mit diesen Kupferlitzen wurden auch die fertigen Rahen an den Masten befestigt. Dadurch waren sie noch beweglich, so dass ich den genauen Winkel der Rahen erst bei der Endmontage festlegen konnte. Die Gaffel habe ich mit Hilfe einer angelöteten Öse am Mast befestigt.









Jeder Modellbauer kennt das: Im Laufe der Bauphase verschwinden einzelne meist sehr kleine Teile ins Nirwana, oder gehen durch Unachtsamkeit kaputt. Das ist natürlich sehr ärgerlich. Oft hilft die Bastelkisten mit übriggebliebenen Teilen, oder im Vorrat gekaufte Zurüstteile. Aber oft findet man auch nach intensiver Suche keinen passenden Ersatz. Dann hilft nur ein kreativer Eigenbau.
Zum Beispiel bei den Ankern. Regelmäßig ruiniere ich mindesten einen der filigranen Resinanker von Kombrig. Passende Anker für die Schiffe aus der Zeit der Colbert-Klasse gibt es leider nicht als Zurüstteile und auch in meiner Bastelkiste war nichts zu finden. Ich habe schon öfter mit Messingstäben experimentiert. Wenn man sie kurz erhitzt sind sie auch in kleinen Radien zu biegen. Nach maßstäblichen Zeichnungen hab ich sie dann gebogen und flach gehämmert. Der Ankerschaft wurde angelötet und letztendlich mit einer Feile bearbeitet. Zuletzt wurden die Flunken aus zurechtgeschnittenem dünnen Messing (aus einem Teil einer Ätzplatine) an der Krone und geklebt. Die fertigen Anker hab ich dann mit einem Brünierungsmittel schwarz gefärbt.
Ein weiteres Missgeschick betraf die wunderschön gegossenen Scheinwerfer für die Brücke. Ich hatte einen Scheinwerfer falsch aufgeklebt, bei dem Versuch es zu korrigieren, habe ich natürlich das Teil abgebrochen. Auch für dieses Teil gab es keinen Ersatz. Wieder war die Lösung der Selbstbau, diesmal mit einem Messingröhrchen dass ich im oberen Bereich konisch zurecht schliff. Durch das Röhrchen führte ich eine gedrillte Litze und im oberen Bereich befestigte ich ein Messingteil das einem Lampengehäuse ähnlich sah, mit einer Schlaufe. Der Scheinwerferfuß erhielt einen Abschluss mit gewickelten Kupferdraht. Das Messingteil für das Lampengehäuse stammt übrigens aus einer Sammlung von Uhren-Kleinteilen (kleine Zahnräder, Spindeln, Dichtungen und ich weiß nicht was), die ich vor Jahren auf einer Messe gekauft habe. Zugegeben, das Ergebnis ist nicht 100 prozentig identisch mit dem Original, aber in diesem kleinen Maßstab wirkt es für mich sehr überzeugend.
Fazit
Mit diesem Artikel endet nun mein Projekt Trident. Das nächste Projekt wird sicherlich kein Dreimaster und ich glaube, ein paar Modellbaukollegen sind nun auch froh, den Namen nicht mehr von mir zu hören.
Ingo Renk





















