Modell: Kriegsfischkutter
Hersteller: Revell
Maßstab: 1/144
Material: Polystyrol (Spritzguss), Abziehbilder
Art.Nr.: 05242
Preis: 29,99 €

Das Original

Die Bezeichnung „Kriegsfischkutter“ ist insofern etwas irre führend, da dieses Baumuster im Kriege für sehr vielfältige Aufgaben herangezogen wurde – aber eben nicht zum Fischfang. Ursprünglich bereits in den 30er Jahren als Amtsentwurf zur Umsetzung der Vereinheitlichung der deutschen Fischereiflotte vorgelegt, gingen die im Folgenden nur noch „KFK“ genannten Boote erst 1942 als Großserie in Auftrag.

Die Kriegsmarine bestellte 1072 Einheiten die auf Werften in ganz Europa gebaut werden sollten. Selbst im neutralen Schweden bauten Werften diese Fahrzeuge – ohne den wirklichen Zweck der Boote zu kennen, wurden die Kutter komplett mit Fanggeschirr ausgeliefert.

Waren die ersten 157 Boote noch „Spitzgatter“ (mit rundem bzw spitzem Heck) ausgeführt, sind die nachfolgenden Baulose mit einem Plattgatt oder auch Spiegelheck vom Stapel gelaufen. Der Bausatz hat auch das Spiegelheck, wer also auf historische korrekte Markierungen setzt (takt. Nummern und eventuell Namen) sollte dies beachten.

Die KFK fanden Verwendung in vielen Rollen. Als kleine Hilfsschiffe oder auch Mehrzweckboote verfügten sie über eine verhältnismäßig starke Armierung mit unterschiedlicher Fla-Bewaffnung aus 3,7-cm- und/oder 2-cm-Maschinenkanonen und Fla-MG. Zur U-Boot-Bekämpfung konnten die KFK Wasserbomben werfen, zur Räumung von Minenfeldern führten die KFK Räumotter mit.

Die mit 9 kn (Seemeilen pro Stunde) nicht besonders schnellen Fahrzeuge waren 24 m lang, hatten Dieselmaschinen mit rund 200 PS auf einer Schraube und eine Besatzung von 18 Mann, je nach Aufgabe und Bewaffnung schwankt die Anzahl der Krumitglieder.

In den Jahren unmittelbar nach dem Krieg blieben viele dieser Einheiten weiterhin im Dienst nicht nur der Siegermächte. Reduziert um die Bewaffnung operierten die Boote als Minenräumer und mit Grenzschutzaufgaben in Nord- und Ostsee. Der letzte KFK der Bundesmarine - Nordwind - dient jetzt als aktives Museumsschiff im Marinemuseum in Wilhelmshaven (siehe Fotogalerie).

Das Baumuster war so erfolgreich das es mit einigen Modifikationen noch lange nach dem Krieg gebaut und eingesetzt wurde. Extrem um- oder ausgebaute KFK wurden als Ausflugsboote und für Angeltouren genutzt. Einige Boote fahren immer noch, eines der schönsten (jetzt) ist meiner Meinung nach die zur Schonerbrigg getakelten Tres Hombres (Drei Männer). Das Boot lief 1943 als KFK 368 vom Stapel und ist Teil eines Unternehmens, das sich einen klimaneutralen Warentransport über den Atlantik zum Ziel gesetzt hat. Die Tres Hombres bringt Waren aus Europa nach Südamerika und umgekehrt begehrte Getränke (als Beispiel) aus der Karibik in europäische Häfen. Mit der Tres Hombres transportierten Rum durfte ich schon genießen.

Der Bausatz

Bereits 2023 bei ICM erschienen, wird der Vertrieb durch Revell seit 2024 erweitert.

Die sehr sauber und detailreich gespritzten Bauteile sind auf fünf Rahmen verteilt, Rahmen A, B, zweimal C und der Klarsichtrahmen D. Diese Produkte moderner Formenbautechnik weisen keine Gussgrate oder gar Fischhäute auf. Auswerfermarken, selbst diese nur ein Hauch, sind ohne Ausnahme an nach dem Zusammenbau nicht mehr sichtbaren Stellen. Der zweiteilige Rumpf ist im unteren Bereich glatt, oberhalb der Wasserlinie befindet sich ein Barkholz und das Schanzkleid mit Plankenstruktur. Das einteilige Deck weist dezente, damit also gute Plankenstrukturen auf, die Positionen für Poller, Wabos, Winden und Deckshäser sind deutlich hervorgehoben oder eingesenkt. Auch die Fla-Plattformen weisen die feine Plankenstruktur auf. Die Fensteröffnungen des Deckshauses werden mit den Klarsichtteilen gefüllt, dem Bausatz liegen Rettungsringe und ein am Deckshaus zu befestigendes Schlauchboot bei. Am Heck werden die zwei Räumotter platziert, ebenfalls achtern sind die sechs Wabowerfer zu installieren.

Die Relingpfosten oder überhaupt die Reling scheinen etwas kräftig geraten, auf die Verbindung der Relingpfosten auf dem Schanzkleid wird nur zeichnerisch eingegangen, ein Garn hierfür liegt dem Bausatz nicht bei, sollte aber kein Problem sein.

Die Abziehbilder

Dem Bausatz liegt ein kleiner Bogen mit Nassschiebebildern bei – die obligatorische Kriegsmarineflagge ohne Hakenkreuz und die taktische Nummer „61“ für das in Norwegen eingesetzte Boot. Welcher KFK das war, verbleibt dem Modellbauer herauszufinden.

Die Anleitung

Der 20-seitige Bauplan in Heftform kommt nach 53 Baustufen zum Ziel. Zwei Versionen, ein 1944 in der Biscaya eingesetztes Fahrzeug (KFK 61) oder ein 1944 vor der Küste Norwegens stationiertes Boot stehen zur Wahl. Während des Baues ist bereits darauf zu achten für welches Boot man sich entschieden hat – unterscheiden sie sich doch sehr zumindest in der Farbgebung.

Der Bauplan enthält wertvolle Bautipps, Sicherheitshinweise, die Farbpalette (vier Farbtöne müssen gemischt werden) und eine graphische Teileübersicht. Darunter befindet sich eine Email-Adresse zum „Kundenservice“, ob damit Abt X gemeint ist?

Jeweils zu Beginn und Ende des eigentlichen Bauplans sind etwas größere Seitenansichten beider Varianten abgebildet. Warum diese nicht im gleichen Maßstab wie das Modell sind, ist fragwürdig, könnte man die Abbildung so doch zumindest für die in Norwegen eingesetzte Variante als Schablone für das Tarnmuster übernehmen ohne lange auf einem Kopierer herumfummeln zu müssen.

Der Bauplan ist gut und übersichtlich, ist wie immer jedoch aufmerksam zu lesen.

Quellen

 

Fazit

Ich betrachte den Bausatz als absolut empfehlenswert. Allein die vielen baubaren Varianten, ob aufgeslippt im Dock auf der Werft, am Kai liegend, auf Fahrt, als „Rückbau“ zum Fischkutter, oder als Umbau eines der nach dem Krieg eingesetzten und entsprechen ausgerüsteten Boote bietet dieser Bausatz dermaßen viele Möglichkeiten, dass man sich über Jahre nur mit diesem Bausatz und seinen Möglichkeiten beschäftigen kann. Ganz sicher werde ich die Tres Hombres aus dem KFK bauen. Anfrage nach Planunterlagen läuft bereits.

alt sehr empfehlenswert


Frank Brüninghaus (Text), Bernd Heller (Fotos)

Wir danken Revell für die Besprechungsmuster!