Modell: S.M.S. Helgoland 1911
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Art. Nr.: 70429
Material: Resin, Ätzteile
Preis: 64,5 €
Das Original:
Die Helgoland war das Typschiff der zweiten Klasse von Großkampfschiffen des Dreadnought-Typs, die in Deutschland gebaut wurden. Mit dieser Klasse wurde auch in Deutschland das Kaliber 30,5 cm eingeführt. Dabei wurde die Geschützaufstellung der Nassau-Klasse beibehalten, je ein Turm an den Enden und je zwei Türme an den Seiten (Hexagonalaufstellung). Man verzichtete noch auf den Turbinenantrieb, da die erprobten Kolbendampfmaschinen die erforderliche Leistung noch problemlos erbringen konnten. Alle folgenden Schlachtschiff-Klassen erhielten dann aber Turbinen.
Daten
Verdrängung: 22.808 t (Konstruktion) bzw. 24.700 t (Einsatz)
Länge über Alles: 167,20 m;
Breite: 28,50 m;
Tiefgang: 8,90 m
Antrieb: 28.000 PS für 20,5 kn auf 3 Wellen; 2 parallele Ruder
Bewaffnung: 6x2 30,5 cm SK L/50; 14x1 15 cm SK L/45 in Kasematten; 14x1 8,8 cm SK (im Verlauf des Kriegs reduziert); ab ca. 1914 2x1 8,8 cm Flak; 6x1 50 cm TR (1 Bug, 1 Heck, 4 Seite)
Besatzung: 42 Offiziere und 1064 Mannschaften
Kiellegung: 19.10.1908 bei den Howaldtswerken Kiel
Stapellauf: 25.09.1909
Fertigstellung: 23.08.1911
Schicksal: Nach Kriegsende an Großbritannien übergeben. Nach Versuchen 1924 in Morecambe abgebrochen.
Geschichte
1915 wurden die Schornsteine um 1,5m auf 20m erhöht. Sie nahm im Krieg an verschiedenen Vorstößen teil. In der Skagerrak-Schlacht erhielt sie einen Treffer, der innerhalb von zwei Wochen repariert wurde.
1919 wurde sie gestrichen und musste im Jahr darauf als Ersatz für in Scapa Flow versenkte Schieffe an Großbritannien ausgeliefert werden.
Bausatz
Der Bausatz kommt in der für Kombrig typischen recht dünnen Schachtel. Die Kleinteile und die Ätzteilplatine sind jeweils in einer kleinen Plastiktüte. Bei der Verpackung wundert man sich immer wieder, dass kaum etwas zu Bruch geht auf dem Transport.
Der Rumpf ist hervorragend gegossen, ohne Luftbläschen und er liegt topfeben. Die Struktur der Decksplanken ist sehr fein und die mit angeformten Einbauten sind schön detailliert. Trotzdem ist noch Einiges anzubringen.
Auch die drei großen Aufbautenteile sind sehr schön gegossen und detailliert. Die Teile für Aufbautendecks und Plattformen sind von einem dünnen Trägerfilm umgeben, den man herunterschleifen muss.
Beim probeweisen Zusammensetzen einiger Teile fiel mir auf, dass die Teile der Aufbauten ziemlich viel Spiel haben. Hier muss man also bei der Montage aufpassen, damit später alles passt.
Wenn man über die Schornsteine meckern möchte, dann, dass sie tiefer ausgehöhlt sein könnten.
Klasse auch die Türme der Hauptgeschütze.
Ein weiterer Hingucker werden die Boote sein. Hier sollte man sich speziell mit der Bemalung Mühe geben.
Diese Dampfboote sind schon ein eigenes Fertigmodell für sich.
Hier Geschützrohre und Teile für Masten, Stengen und Ladebäume. Da Manche davon nicht gerade sind, sollte man überlegen, sie durch Draht zu ersetzen. Die hätte auch den Vorteil besserer Stabilität, wenn man das Modell später takeln möchte.
Auch ein Teil der Streben für die Torpedoschutznetze ist gekrümmt. Bei den vier Teilen rechts unten im Bild dürfte es sich um 8,8cm Flakgeschütze handeln. Allerdings gibt es dafür auch geätzte Schilde, so dass ich mir da nicht sicher bin.
Und hier noch der Rest der Resinteile. Bei Einigen davon werde ich froh sein, wenn ich sie unfallfrei untergebracht habe. Sollten sie sich dann noch am richtigen Ort befinden und gerade sein, umso besser. Sehr schön auch die Anker.
Die Ätzteilplatine, etwa so groß wie eine EC-Karte, weist einige recht filigrane Bauteile auf. So gibt es etliche Stützen und Verstrebungen im Bereich der Aufbauten. Hier ist eine ruhige Hand gefragt.
Rechts oben auf der Platine sind meines Erachtens die Auflagen der Torpedoschutznetze. Diese sind hier in der Zeichnung des Schiffes zu erahnen. Durch Versuch und Irrtum wird man die richtige Anordnung der Teile schon herausfinden. Eine Hilfe dazu konnte ich nicht entdecken. Ich hörte, dass das Material sich schwierig biegen lässt, habe jedoch noch keine eigene Erfahrung damit gesammelt.
Anleitung
Und nun zum eigentlichen Schwachpunkt des Bausatzes. Die Anleitung ist gemessen an der Komplexität viel zu klein geraten.
Die Zeichnung ist eigentlich gar nicht so schlecht. Ich kann jedem nur Empfehlen, sie sich zu vergrößern, denn in Originalgröße kann man nur sehr wenig erkennen. Hier wurde eindeutig an falscher Stelle gespart. Diese Art der Bauanleitung war noch in Ordnung, als die Modelle von Kombrig aus wenigen Teilen bestanden. Aber bei alleine fast 200 Resin-Teilen?
Literatur
- Gerhard Koop / Klaus-Peter Schmolke: Von der Nassau- zur König-Klasse; Bernard & Graefe Verlag
- Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 – 1970; Pawlak
- Siegfried Breyer: Marine-Arsenal Band 17 Die ersten Großkampfschiffe der Kaiserlichen Marine (Nassau- und Helgoland-Klasse; Podzun-Pallas
- Antony Preston: Battleships of World War I; Arms and Armour press
Fazit
Vorteile:
Hohe Gussqualität
Stückliste wird abgebildet
Endlich weitere Schlachtschiffe der Kaiserlichen Marine
Nachteile:
Schwache Bauanleitung
Nicht für Anfänger geeignet
Mängel im Design
Bei den Bausätzen von Kombrig seit der Dreadnought habe ich immer gemischte Gefühle. Ich freue mich darüber, was sie herausbringen. Gleichzeitig sehe ich eine Tendenz zu immer schwieriger zu bauenden Modellen mit einer Vielzahl an Kleinstteilen. Da die Bauanleitungen nicht mitgewachsen mit der Zahl an Teilen sind, fühle ich mich allein gelassen und laufe Gefahr, die Lust am Bau dem Modells zu verlieren. Falls Kombrig die Bauanleitungen nicht ändern möchte, hoffe ich darauf, dass sie in Zukunft die Anzahl der Teile wieder reduzieren, denn sie können ja hochwertige Formen produzieren.
Wer es jedoch schafft, den Bausatz fertig zu stellen, der hat am Ende sicherlich ein kleines Schmuckstück vor sich stehen. Für Anfänger mit Mut und Talent und für Fortgeschrittene ist der Bausatz der Helgoland
EMPFEHLENSWERT
Ralf Schuster